Epilog: DER LETZTE BULLE

Nun ist es schon vorbei: nach sieben aufregenden Wochen, voll Hin- und Herfliegen, auf und ab, Schweiß und Tränen (vor und hinter der Kamera), ist der Dreh zum Kinofilm „Der letzte Bulle“ abgeschlossen.

„Meine Gedanken:

  • Köln: Vor diesem Dreh mochte ich die Stadt nie besonders. Für mich als visuell veranlagter Mensch hat sie ja nun nicht wirklich viel zu bieten. Nach einem Tag in der Kölner Innenstadt war ich immer ausgelaugt und energieleer. Was sicherlich auch daran lag, dass ich mich nicht auskannte und ich so weite Strecken zurücklegen musste, um ans Ziel zu kommen. Das hat sich jetzt gewandelt: Nach sieben Wochen in der Stadt, in denen ich teilweise sogar ganz eigenständig in einem Appartement leben durfte, kenne ich mich nun gut aus. Ich kenne schöne Ecken und weiß genau, wo in der Stadt ich mich wohlfühle. Der einzige Lichtblick in dieser optisch sehr hässlichen Stadt? Die Menschen. Die rheinländische Frohnatur ist eine wundervolle Mentalität – alle gehen mit offenen Armen auf dich zu, ob an der Theke beim Bäcker oder am Set. Da können sich andere Teile Deutschlands definitiv etwas abgucken… Sollte ich nach diesem Projekt wieder nach Köln kommen, werde ich mich aber darauf freuen. In 7 Wochen wird die Stadt zu einem Teil von Dir und umgekehrt. Das kann dir dann auch so schnell keiner mehr nehmen.

 

  • Das Team: Wenn Du jeden Tag mit einem Lächeln aufstehst, wenn Du wieder zurück ans Set darfst, dann stimmt definitiv so einiges. Ich hatte das große Glück, mit einem unfassbar tollen Team zusammenarbeiten zu dürfen. So toll, dass man sich am Abschlussfest lange in den Armen lag, um sich zu verabschieden. Man kann sich das als Außenstehender wahrscheinlich gar nicht vorstellen, aber man wächst in diesen Monaten auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu einer kleinen Familie zusammen. Von Tag 1 an muss man in diesem Mikrokosmos funktionieren. Es heißt aber nicht um sonst „Team“. Die verschiedenen Departements müssen eng zusammenarbeiten. Dabei ist vor allem Vertrauen wichtig. Sowohl in sich selbst, als auch in den anderen, dem man ohne zu hinterfragen die Aufgaben weitergibt. Nach dem letzten Drehtag geht man dann auseinander. Einige Sachen mögen besser funktioniert haben als andere. Natürlich bekommt man sich auch mal in die Haare. Aber eine Sache bleibt: die gemeinsame Zeit und das gemeinsame Projekt. 

 

  • Die Action: Piff, Paff, Puff und Pfeil und Schießen! Das war auch für mich etwas Neues! Selten habe ich an einem Set so viele Fragen gestellt wie an diesem. Noch nie hatte ich hinter den Kulissen bei einem solchen Actionfilm dabei sein dürfen. Da kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr raus: ob bei den Schießereien, den Stunts oder der Motion-Base, die die Fahrten der Autos im Studio simuliert… ich konnte gar nicht fassen, wie faszinierend die Technik hinter diesen Effekten ist! Nur ein Teil wird später im Studio über Special Effects visualisiert, der Rest entsteht vor Ort. Ob mit kleinen Sprengsätzen, die gezündet oder Blutschläuchen, die ausgequetscht werden – nichts ist unmöglich. Ich habe unheimlich viel gelernt. Zwar ist jetzt auch das letzte Mysterium für mich gelüftet worden und ich kann nie mehr einen Film schauen, ohne die Szenen zu analysieren, aber… das war es wert!

 

  • Die Nachtdrehs: An zwei Tagen hatten wir jeweils einen Nachtdreh geplant.  Im Winter zu drehen ist dabei sehr dankbar, weil man ja bereits am frühen Abend komplette Dunkelheit hat, anders als im Sommer, wo man manchmal bis spät nachts warten muss. Trotzdem ist es schon verwirrend, wenn man knapp zwölf Stunden später als gewohnt anfängt zu arbeiten. In der ersten Nacht haben wir nur verschiedene Autofahrten durch den Wald gedreht. Wenn man dann mitten in der Nacht im Wald am Settisch steht und sich die Minifrikadellen reinpfeift, dann kommt man sich eher vor wie im Schullandheim bei der Fackelwanderung als an einem Filmset. Der zweite Tag war deutlich anstrengender: die kompletten 13 Stunden arbeiteten wir nur an einer Szene. Zugegeben war sie sehr aufwändig, aber nachdem man sich das zehnte Mal in der Kälte über den Boden gerobbt hat, kommt es einem vor wie eine Ewigkeit. Als wir um 04:45 Uhr morgens fertig waren, war ich komischerweise gar nicht müde. Das Gehirn muss ja die ganze Zeit präsent bleiben. Es fühlte sich eher so an, als hätte ich das Schlafen verlernt… 24 Stunden später wurde ich eines Besseren gelehrt, nachdem ich 20 Stunden mit Schlafen und vier Stunden mit im Bett liegen und essen verbracht hatte. Vielleicht war es nur eine neue Stufe der Müdigkeit.

 

  • Der Film: Am Abschlussfest hatten wir die große Freude bereits einige Ausschnitte des fertigen Films zu sehen. Ich kann nur sagen: Haltet Euch fest, es wird abgefahren! Ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben, sich selbst auf einer großen Leinwand beim Spielen zu beobachten. Das Gesicht, was da 2x3m groß über die Wand huscht, kennt man ja sonst nur aus seinem Spiegelbild. Ich kann ehrlich gesagt noch gar nicht fassen, dass ich Teil davon bin. Ich war von Anfang an begeistert von dem Drehbuch. Jede Figur bekommt ihre ganz eigene Sprache, es liest sich mit so viel Witz und ist noch dazu spannend und bewegend zugleich! Und am Ende des Drehs mit gutem Gewissen sagen zu können, dass wir das Beste daraus gemacht haben, das ist ein sehr schönes Gefühl. Das Schlimme ist nur, dass man immer so schrecklich lange warten muss, um das komplette Ergebnis sehen zu dürfen… aber in diesem Fall ist eines klar: das Warten wird sich lohnen!“

Leonie

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